Aus meiner geliebten Pferdebüchersammlung stelle ich hier sieben Reitbuch-Klassiker aus den Jahren 350 BC bis 1965 AD vor:
REITKUNST – XENOHPON – 350 BC
„Alles Erzwungene ist unschön!“
Ich beginne mit dem wahrscheinlich ältesten Pferdebuch der Welt, das noch im Umlauf ist:
Xenophons ‚Reitkunst‘. Ein zeitloses Werk! Obwohl es über 2000 Jahre alt ist, ist das Buch heute genauso aktuell wie damals. Xenophon war ein Schüler Socrates, ein Söldner und Pferdefachmann. Von ihm stammen die Worte: ‚Ein Pferd ist eine Angelegenheit der Schönheit‘. Sein Buch ‚Reitkunst‘ befasst sich kurz und bündig mit der Auswahl eines Pferdes, seiner Ausbildung, seiner Pflege und dem passenden Zubehör. Danach beschäftigt Xenophon sich mit dem Reiter und seiner Entwicklung sowie mit Ratschlägen bei Problempferden und wie man das Beste aus seinem Pferd herauskitzeln kann. Wer Reiter ist, und dieses Reitbuch noch nicht gelesen hat – es ist ein Muss!
DAS GYMNASIUM DES PFERDES – GUSTAV STEINBRECHT – 1886
„Reite vorwärts und geradeaus!“
Der Laie mag sich nicht viel darunter vorstellen, fragt sich "ja klar reitet man geradeaus und vorwärts, wie schwer kann das sein?" Doch jeder ernsthafte Reiter weiß, wie wichtig es ist, und wie kniffelig es sein kann, "ganz einfach" vorwärts und geradegerichtet zu reiten. Dies ist Gustav Steinbrechts Grundregel. Oft wird sie als die Grundlage für die Deutsche Dressur schlechthin benannt. Gustav Steinbrecht beginnt mit den Hilfen und dem Zweck des Dressurreitens und geht dann gründlich und systematisch auf die Ausbildung des Jungpferdes ein. Gustav Steinbrecht wurde 1808 geboren und ritt bis ins hohe Alter, fast bis zu seinem Tode im Jahre 1885 sagt man.
REITVORSCHRIFT FÜR EINE GELIEBTE – RUDOLF BINDING - 1926
Das ist mein Lieblingsreitbuch. Die Emotionen, die schöne deutsche Sprache und der fundierte Rat des Autors bewegen mich jedes Mal aufs Neue. Reitvorschrift für eine Geliebte ist nicht so bekannt, wie man meinen möchte. Vielleicht liegt es an Rudolf Bindings Verstrickung mit dem Nationalsozialismus, dass das Buch nicht so sehr geschätzt wird, wie es ihm inhaltlich gebührt. Von der Seitenzahl her handelt es sich dabei um nicht mehr als ein Büchlein, mit Illustrationen von keinem Geringeren als Wilhelm Busch. Dennoch liest man es nicht schnell herunter, man ruminiert und verdaut jedes Wort langsam und genüsslich, vor allem wenn man klassische Schriften liebt. Das Buch ist eine Poesie der Reitlehre. Ich war sehr froh, Rudolf Bindings Reitvorschrift für eine Geliebte in einem Antiquariat zufällig entdeckt zu haben.
REITLEHRE – WILHELM MÜSELER - 1933
„Gefühl ist keine schwarze Magie. Bis zu einem sehr erheblichen Grade kann sich jeder Gefühl aneignen.“
Auch auf 'Reitlehre' stieß ich vor vielen Jahren rein zufällig in einem Antiquariat. Und es sollte für immer mein Verständnis für die Reitkunst und Pferde verändern und vor allem vertiefen. Auch hier handelt es sich um einen relativ kurz verfassten Text, schnell und logisch auf den Punkt gebracht. Vielleicht ist das auch der Grund warum der Titel der englischen Übersetzung ‚Riding Logic‘ heißt. Reitlogik. Das leuchtet ein. Ohne Umschweife beginnt Wilhelm Müseler damit, dem lesenden Reiter das Gefühl für den richtigen Sitz und die Balance zu vermitteln. Mithilfe von praktischen Beispielen und einfacher, klarer Sprache gelingt ihm das erstaunlich gut. Immer wieder verdeutlicht er die Hilfen des Reiters und deren Effekt auf die Leistung des Pferdes. Ein so gut verständliches Reitbuch ist eine Rarität. Vom Anfänger bis zum fortgeschrittenen Reiter – es gibt meiner Meinung nach niemanden, der nicht von Wilhelm Müseler lernen kann. Müseler stellt fest, dass die Dressur die Grundlage für alle Reitdisziplinen bildet. Sein militärischer Hintergrund kommt in dem Buch klar zum Ausdruck. Reitlehre ist nicht sein einziges Buch, aber es ist sein einziges Werk, das sich mit dem Thema Reiten befasst. Schon vier Jahre nach der deutschen Veröffentlichung erschien die englische Übersetzung, also noch während des zweiten Weltkrieges. Wilhelm Müseler lebte von 1887 – 1952.
VOLLENDETE REITKUNST - UDO BÜRGER - 1959
„Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht."
Der Tierarzt und gewissenhafte Tierbeobachter prägt seine Niederschriften durch seine unmissverständliche Missbilligung von jeglicher Art von Dilettantismus in der Reiterei. Liebevoll schreibt er über die Physiologie und die Psychologie des Pferdes, nicht so nett geht er mit ‚allwissenden‘ Reitern um. Was mich an dem Buch besonders ansprach war seine grundliegende Demut und Ehrfurcht vor der Kreatur Pferd. Was den Menschen betrifft, nimmt der Udo Bürger jedoch kein Blatt vor den Mund. Als Tierfreund schmunzelt man verständnisvoll wenn er mit Menschen ins Gericht geht, die sich künstlicher Hilfsmittel bedienen, um mit Hund oder Pferd ihr Ziel zu erreichen. Er beginnt mit einigen Grundprinzipien und geht dann auf die Haltung des Pferdes über, der er ein umfangreiches Kapitel widmet. Es folgt ein Kapitel über den Reiter und seine Hilfen und letztendlich bringt er beides in einem Kapitel über das biomechanische Zusammenwirken von Reiter und Pferd zusammen. Berührt hat mich vor allem sein Schlusswort. Aber das lesen Sie am besten selbst.
MEISTER DER REITKUNST UND IHRE WEGE – WALDEMAR SEUNIG - 1960
Es heißt Waldemar Seunig gab bis zu seinem Tode kostenlose Reitstunden, so sehr am Herzen lagen ihm die Aus- und Fortbildung von Reiter und Pferd. Waldemar Seunig teilt mit Wilhelm Müseler nicht nur sein Geburtsjahr sondern auch eine Karriere in der Kavallerie. Er ist stets weit gereist, unter anderem ritt er an der Cadre Noir in Saumur sowie an der Spanischen Hofreitschule in Wien, aber auch in Übersee. Das Buch besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil befasst er sich mit den Meistern der Reitkunst vom 19ten Jahrhundert bis zur Mitte des 20sten. Der zweite Teil ist ein fundierter und fortgeschrittener Reittatgeber mit vielen Vorschlägen zu Übungen zur Hohen Schule.
Waldemar Seunig ist vielleicht besser bekannt für sein zweites Buch: ‚Von der Koppel bis zur Kapriole‘. Auch dieses habe ich gelesen und kann es von Herzen empfehlen. Waldemar Seunig wurde 1887 geboren und verstarb im Jahre 1976 in Bayern.
Die klassische Reitkunst - Alois Podhajsky - 1965
"Theorie ist das Wissen, die Praxis das Können. Immer aber soll das Wissen dem Handeln vorangehen."
Mit diesen Worten beginnt das Buch 'Die klassische Reitkunst'. Oberst Podhajsky wurde 1898 geboren und starb im Alter von 75 Jahren. Im Walt Disney Klassiker "Die Flucht der weißen Hengste' verewigte der US Schauspieler Robert Taylor das Leben des Olympiadressurreiters und Leiters der Spanischen Hofreitschule. Das Werk ist in in sechs Teile aufgeteilt, beginnend mit der Geschichte des Reitens. Danach erklärt Alois Podhajsky im zweiten Teil Reitbegriffe und geht in Teil III und IV auf Ausbildung on Pferd und Reiter ein. In Teil V befasst er sich mit Sattelung und Zäumung und Teil VI widmet Podhajsky der Spanischen Hofreitschule. Das Buch ist bis heute eines der wahrlich großen Reitanleitungen geblieben. Es besticht durch seinen gut recherchierten, aber nicht ausschweifenden historischen Teil und inspiriert den modernen Reiter, den klassischen Grundsätzen treu zu bleiben. Die Anweisungen sind gut erklärt, da verständlich geschrieben. Es ist fast als befände man sich in einer Reitstunde mit dem Meister persönlich. Der 'denkende Reiter' wie er ihn nennt, wird es nämlich nicht schwer finden, die Übungen zu verinnerlichen und auf dem Reitplatz nachzureiten. Viel Spaß und Erfolg dabei!
Es war nicht leicht für mich, mich auf sieben Werke zu beschränken, zu umfangreich ist das Angebot großer Reitmeister und ihrer Bücher, die inspirieren, motivieren, den Geist stimulieren und das Herz berühren. Unten finden Sie eine Liste weiterer Autoren, die der Reiter- und Pferdewelt mit ihren Werken einen Dienst erwiesen haben. Viele Bücher, aber nicht alle der unten genannten Autoren sind mir persönlich bekannt, aber für jeden genannten Verfasser wurde mir eine persönliche Empfehlung ausgesprochen.
Sylvia Loch, Sally Swift, Philippe Karl, Nuno Oliviera, Mary Wanless, Anja Beran, General Decarpentry, Reiner Klimke, Egon von Neindorff, La La Guérinière, Bent Branderup, Paul Belasik, Arthur Kottas, Charles De Kunffy, Michel Henriquet, Baron d’ Eisenberg, Duke of Newcastle, Eric Herbermann, Dominique Barbier, Noel Jackson, Jean Froissard, Klaus Ferdinand Hempfling, George Morris, Paul Stecken, Carl Hester, Kyra Kyrklund, Karl Milkolka, Michael and John Whittaker, Linda Tellington-Jones, Curt Pate, Jack Brainard, Buck Brannaman, Pat Parelli, Alexander Nevzorov, Tom and Bill Torrance, Ray Hunt.
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